Nisthilfe an einem Funkturm in Franken
Der Status des Wanderfalken hat sich zwar dahingehend verbessert, dass er sowohl in Deutschland als auch in Bayern von der Roten Liste genommen werden konnten. Jedoch gilt er im Anhang II der Berner und Bonner Konventionen als streng geschützte Art mit ungünstiger Erhaltenssituation. Die Wanderfalkenbestände in Bayern belaufen sich auf etwa 160 bis 180 Paare. Damit ist Bayern nach Baden-Württemberg das wanderfalkenreichste Bundesland in Deutschland. Da Franken über keine steilen Küsten verfügt, legen die Wanderfalken ihre Horste in von Menschen geschaffenen Bauwerken an. Dies sind heutzutage Industriekamine und Funktürme.
Die in der Landwirtschaft seit den 1970er Jahren verwendeten Pestizide waren und sind für den Falken, wie auch für andere Tiere, eine Bedrohung. Sie reichern sich in der Nahrungskette an, schädigten die Fruchtbarkeit und den Bruterfolg. Zudem verfolgten Taubenzüchter die Falken. Durch das Verbot der kritischen Umweltgifte ist diese Gefahr zwar weitgehend weggefallen, aber der moderne Freizeitsport hat durch die Sportkletterer an Felswänden eine neue hinzugefügt. Der Verschluss potentiell geeigneter Brutplätze durch Gitter, die Auswahl viel zu kleiner Brutplätze von Seiten der Vögel und ähnlichem führte zu den Vorhaben, an Funktürmen Nisthilfen anzubringen, um den Wanderfalken eine potentielle Kinderstube für ihren Nachwuchs anzubieten.
Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern haben wir ein solches Vorhaben realisiert. Seit März/April 2013 wurden Falkennachweise an einem Funkturm sichtbar. Kotspuren, Fraßreste und laute Lockrufe eines Falkenmännchens waren zu hören. 2014 fand sich ein Weibchen ein, jedoch existierte kein geeigneter Brutplatz für das Paar. Es konnte beobachtet werden, dass die Tiere den Funkturm als Lebensraum vereinnahmten und eine Wildbrut in einer sehr kleinen Nische starteten. Das war jedoch zum Scheitern verurteilt, da die Eier beim Brutwechsel vom Wind aus der Nische geweht wurden, die Alt- und Jungvögel durch die menschlichen Begehungen regelmäßig gestört wurden und sich die Bauart insgesamt als ungeeignet erwies. Abhilfe musste geschaffen werden in Form einer speziellen Nisthilfe. Diese wurde im Herbst 2015 vor der Balz erstellt und am Turm in 70 – 80 Metern Höhe angebracht. Im Frühjahr 2016 steht diese Reproduktionsstelle dem Falkenpaar nach einer gewissen Akzeptanzphase zur Verfügung. Es wird sich im Laufe des Jahres zeigen, ob es dort Jungvögel gegeben hat.
Fotos: Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV)