„Wir schaffen 100.000 Biotope“ – Trittsteine für die biologische Vielfalt
Die Bayerischen Staatsforsten A.ö.R bewirtschaften den Staatswald im Steigerwald. Von Natur aus wachsen hier bevorzugt Laubwälder aus Buche, Eiche, Ahorn und weiteren Laubbäumen. Ferner auch Nadelholzbäume, wie Tanne und Kiefer. Trotz der hohen Baumartenzahl sind viele Tiere, Pilze und Pflanzen aus den Wäldern verschwunden. Grund ist die intensive Waldnutzung der letzten Jahrhunderte. Lediglich in den Naturwaldreservaten hat die ursprüngliche Waldartengemeinschaft weitgehend überlebt.
„Schutz trotz Nutzung“, lautet deshalb das Motto des Verbandes Artenschutz in Franken® und Bayerische Staatsforsten A.ö.R / Forstbetrieb Ebrach – ein ausgeklügeltes Konzept, welches die Artenvielfalt und dessen Lebensräume wieder verbessert und trotzdem die Ernte des wertvollen, regenerativen Rohstoffes Holzes ermöglicht.
„Sie“ galten lange Zeit als Schadholz, Biotopbäume.
Aufgrund ihres Erscheinungsbildes passten Bäume dieser Art lange Zeit nicht in das Idealbild eines gepflegten Waldes. Waren diese Bäume doch häufig schief und krumm gewachsen, oder hatten Spechthöhlen, Stammrisse oder auch Fauläste. Häufig wurden sie deshalb aus dem Wald entfernt. Mit ihnen gingen wertvolle Biotopstrukturen verloren. Zurück blieben oft zwar schön anzusehende Bäume, welche jedoch eine geringe Biotop-Habitatstruktur aufwiesen und damit für die Artenvielfalt vielfach als untergeordnet anzusehen waren. Biotopbäume sind für einen naturnahen Wald von enormer ökologischer Bedeutung. Biotopbäume werden nicht mehr wirtschaftlich genutzt, dürfen eines natürlichen Todes sterben. Dann treten sie in die Zerfallsphase ein, einer Phase, in der sie weiterhin für die Artenvielfalt in Wäldern hochinteressant sind. Biotopbäume zeigen sich innerhalb ihres gesamten Lebens als hochwertiger Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze.
Biotopbäume für mehr Biodiversität
Die Artenvielfalt braucht gerade diese scheinbar unattraktiven, ungepflegten Exemplare, einen „unaufgeräumten“ Wald mit viel Totholz und Biotopbäumen. Daher lassen die Förster der Bayerischen Staatsforsten A.ö.R / Forstbetrieb Ebrach bei der Waldbewirtschaftung solche Biotopbäume nun ganz bewusst stehen. Sie werden im Rahmen des Holzauszeichnens markiert. Es gilt das Prinzip „Nutzen und Schützen“: Genutzt werden die Bäume, die mit ihrem geraden Wuchs und astfreien Holz einen hohen Wert für den Menschen haben. Für die Artenvielfalt bleiben die Bäume stehen, die mit ihren Höhlen und ihrer meist minderen Holzqualität für den Menschen weniger, für Holzbewohner aber umso mehr interessant sind. Die in der Regel mit einer markanten Wellenlinie markierten Biotopbäume bleiben dauerhaft im Wald stehen. Über die Jahre wird aus ihnen zunächst stehendes, dann liegendes Totholz. Sie werden von der Artenvielfalt nach und nach zersetzt, bis in ihre ursprünglichen Bestandteile. Aus Biotopbäumen entsteht letztendlich wieder Waldboden. Nur bei ernster Gefahr für Waldbesucher oder Waldarbeiter werden diese Bäume beseitigt.
Ein Projekt geht innovative Wege Das kooperative Projekt „100.000 Biotopbäume für mehr Artenvielfalt in Deutschland“, das der Verband Artenschutz in Franken® in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staats- forsten A.ö.R / FB Ebrach nun auf den Weg gebracht hat, stellt in unseren Augen ein elementar wichtiges Projekt dar. Auf nunmehr rund 17.500 Hektar werden hochwertigste und nachhaltige Lebensräume für Tierarten entstehen, welche anderweitig in unserem Land extrem selten geworden sind.
Foto: Artenschutz in Franken