…war da mal was?
Monatelang beschäftigten uns die Waldbrände in Australien und ihre Folgen für Mensch und Natur.
Nun scheint Covid-19 alle anderen Nachrichten zu verdrängen.
Nicht nur der Verlust an menschlichem Leben und Besitztümern, sondern in besonderem Maß auch der Verlust an wertvollen Lebensräumen und zahllosen Tieren und Pflanzen, stimmen traurig und beängstigen nach wie vor.
Konservative Schätzungen von australischen Wissenschaftlern für die Bundesstaaten New South Wales und Victoria gingen von mindestens zwei Milliarden Tieren aus, die in den Flammen umgekommen seien. Dabei wurden z.B. Insekten, Amphibien und Fledermäuse nicht eingerechnet. Die Bilder vieler toter und leidender Tiere, vor allem der Koalas, auch als Symbol der australischen Fauna, gingen weltweit durch die Medien. Die Fragen nach den Ursachen – extrem hohe Temperaturen schon im Frühling, geringe Luftfeuchtigkeit, langfristiger Wassermangel in den betroffenen Gebieten und Dürre in Kombination mit starkem Wind, der ungewöhnlich frühe Beginn der Brände im September 2019 – werden begründet im Kontext der Klimaerwärmung benannt. Ob politisch daraus Konsequenzen gezogen werden? Australien mit seiner wirtschaftlichen Bindung an Export von Kohle und Kohlenutzung im eigenen Land zeigt noch keine Anzeichen für eine Energiewende, auch wenn Bürgerinnen und Bürger dies inzwischen verstärkt fordern.
Währenddessen begannen wissenschaftliche Untersuchungen zum tatsächlichen Bestand der Koalapopulation, z.B. im Norden von New South Wales, wo in einer Region auch ein großes Wiederansiedlungsprojekt im Gange war. War man bisher von einem Verlust von 70% der dort lebenden Koalas ausgegangen, ist nun zu befürchten, dass der Verlust weit höher liegen wird.
Die Wissenschaftler suchen gezielt nach den Tieren, wissend wo die beliebtesten Futterbäume standen. Gefunden wurden bislang verkohlte Reste der „droppings“, Kothäufchen, die nicht vollständig verbrannt unter der Asche lagen.
https://www.abc.net.au/news/2020-03-07/koalas-losses-post-bushfires-bigger-than-modelled/12033834
Die Regierung gab eine Liste von 113 in Folge der Waldbrände besonders gefährdeten Arten heraus. Dazu gehören Arten, die schon zuvor bedroht waren, nun aber am Rand der Ausrottung stehen, weil ihre zum Teil ohnehin kleinflächigen Lebensräume durch die Waldbrände zerstört wurden.
Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer:
Nach Regenfällen zeigt sich erstes Grün, Bäume treiben aus im Stamm verborgenen Knospen aus, Farne zeigen erste Regeneration.
Das lebende Fossil Wollemi Pine, eine uralte Baumart, beheimatet nur noch in einigen kleinen Flächen in den Blue Mountains, konnte mit großem Einsatz der Nationalparkmitarbeiter und der Feuerwehr geschützt werden.
Viele Freiwillige bemühen sich um Versorgung und Pflege von überlebenden Tieren, sowohl in speziellen Pflegestationen, aber auch im Freiland.
Von Bronwyn Ellis erreichten uns Aufnahmen, die an von ihr eingerichteten Tränken im Kiwarrak Forest mit Wildtierkameras aufgenommen wurden. Überwiegend Vögel nutzen die Tränken, aber auch einige Possums, Schnabeligel und Kängurus wurden gesichtet.
Zuverlässige Berichterstattung fand sich bei ABC (Australian Broadcasting Corporation) und The Guardian, sowie BBC in englischer Sprache.
Im deutschsprachigen Raum gibt es viele Artikel im Spiegel, FAZ, Zeit und der NZZ (Neue Zürcher Zeitung), die sachkundig berichten.
Im folgenden Spiegelartikel von Januar finden sich u.a. Zahlen von Prof. Dickman, die später deutlich nach oben korrigiert wurden.