Stefan Brücher ist Vorsitzender der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V., kurz EGE. Seit Jahren engagiert er sich für die Uhus in den Felswänden an der Mosel oder Orten in der Eifel.
Jedes Jahr im Frühjahr kontrolliert er die Horste, um zu sehen, ob die Brut erfolgreich war und sich Jungtiere im Nest befinden. Sind die Jungen 4 Wochen alt, werden sie beringt, gewogen und begutachtet. Dazu benötigt Stefan Brücher seinen Helm und das Kletterseil, denn die Horste sind in den zerklüfteten Hängen für Fremde nicht auffindbar. Zum Glück.
Schon zwei mal war die Stiftung bei einer Beringung dabei und es war ein grandioses Erlebnis. Schon die Junguhus haben die knallorangen Augen; manche lassen die Prozedur teilnahmslos über sich ergehen, andere fauchen. Viele Vogelarten verschwinden auf die rote Liste; Steinkauz, Schleiereule, Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben, Hausrotschwanz und Mörtelbienen bewohnten jahrhundertelang Öffnungen, Nischen und Spalten in Mauern, Ställen, Scheunen, Fassaden, Kirchtürmen und Dachvorsprüngen. Die Vielfalt von einst wird hinweggefegt von errungener Perfektion, übersteigerter Ordnung und dem Hang zum Sterilen, behindert und regelrecht fortgeplant von Bauherren, Investoren, Architekten, Bauingenieuren und Kirchenvorständen. Das Ergebnis sind saubere, abweisende und tote Hausfassaden.
Doch es gibt auch gute Nachrichten. Am Hildesheimer Dom wurde vor Jahren ein Turmfalkenkasten angebracht und dort sind im April 2014 drei Uhus geschlüpft, die sich dort hinein gemogelt haben. Allerdings sorgten sie auch für Aufregung, als sie im Mai zum ersten Mal ihr Nest verließen und aus dem Turm sprangen. Sie landeten in einer Großbaustelle, die viele Gefahren in sich barg. Zusammen mit der Bauleitung hat die EGE die Uhus an einer sicheren Stelle auf der Baustelle in ein nach oben hin offenes Gehege gesetzt, so dass die Elterntiere sie weiterhin nachts versorgen konnten. Die Geschichte hat den Hildesheimer Bischöfen so gefallen, dass sie jetzt neben dem für die Falken gedachten Brutkasten einen weiteren für Uhus eingerichtet haben. Weiterhin schaut das Bistum, ob es an den kirchlichen Gebäuden bei Renovierung oder Umbauten Nischen für Vögel geben kann.
Die Windenergie ist der zweite große Feind der Wildvögel. Jährlich verenden Tausende an den für sie unberechenbaren Windrädern. Auch da engagiert sich die EGE durch Gespräche mit Behörden und Unternehmen, um Schutzvorrichtungen zu erwirken und genügend Abstand zu Brutplätzen.