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Feldhamstervorkommen in Mittelbuchen und Nachzucht in der Station in Langgöns

Wenn etwas gelingen soll, braucht es das Zusammenspiel der Kräfte. Ebenso geschieht es seit Jahren in unserem Projekt zum Erhalt des Feldhamsters. Landwirte, die für Nahrung und Deckung wirtschaften, engagierte Naturschützer, die Felder abgehen und Baue kartieren und Biologen, die ihr Wissen in die Rettung einer Art stecken. Seit ca.15 Jahren geschieht die Nacherntekartierung in unserem Projektgebiet und liefert damit eine lückenlose Datenreihe im größten Untersuchungsgebiet Hessens. Je besser man weiß, wo die Tiere leben, je besser lassen sich die Schutzmaßnahmen an die richtigen Stellen bringen. 2024 waren die Feldhamsterbestände erfreulicher als in den trockenen Jahren zuvor. Die Felder sind gut besiedelt und es finden sich auch einzelne Baue an den Rändern. Ein schöner Nebeneffekt ist der Vogelschutz auf den Flächen; hilft man einer Art, profitieren auch andere davon. Die Nachzucht in der Station in Langgöns hat schon zu mehreren Auswilderungen geführt.

Zuchtstation – Entwicklung des Jahres 2024

Julia Heinze, HGON

Die Ausgangslage Frühjahr 2024

Zum 01.01.2024 befanden sich 122 (65.57) Feldhamster in der Station. Im Vergleich zum letzten Bericht (Stand 30.10.2023) wurden noch einmal 46 (26.20) Feldhamster aus dem Tierpark Berlin zur Überwinterung in die Artenschutzstation überführt. Diese blieben dauerhaft im Besitz der AG Feldhamsterschutz Niedersachsen und wurden an drei Transporttagen (29.05.2024; 08.07.2024; 30.07.2024) in die Zuchtstation nach Pattensen bzw. direkt zur Auswilderungsfläche der AGF Niedersachsen nach Göttingen verbracht. 

Die 122 im Januar in der Station befindlichen Feldhamster setzten sich damit wie folgt zusammen:
– 7 (3.4) Wildfänge aus „Pohlheim“
– 6 (3.3) Wildfänge aus „Langgöns Süd 1“
– 23 (14.9) Jungtiere Langgöns-Pohlheim-Mix (14.9 geb. 2023, 0.1 geb. 2022)
– 5 (3.2) Wildfänge aus dem Main-Kinzig-Kreis
– 7 (2.5) Jungtiere rein Main-Kinzig
– 7 (5.2) Jungtiere Mix MKK-Heidelberg
– 1 (0.1) Feldhamster aus dem Opel-Zoo Kronberg
– 4 (2.2) Feldhamster aus dem Zoo Heidelberg
– 7 (3.4) Feldhamsternachkommen aus „Wölfersheim/FB-Dorheim“, geb. 2022
– 9 (4.5) Jungtiere Wölfersheim-Pohlheim-Mix
– 46 (26.20) Feldhamster aus dem Tierpark Berlin 

Nachzucht 

Die Zuchtsaison 2024 startete mit den ersten Verpaarungsversuchen am 08.04.2024 und endete mit dem letzten Wurf am 29.07.2024. Bereits im April waren die meisten Tiere reproduktiv, insbesondere in Haltung geborene Tiere sind hier hervorzuheben. Die erste erfolgreiche Verpaarung erfolgte ebenfalls durch zwei in der Haltung geborene Tiere am 08.04.2024 beim ersten Verpaarungsversuch. Der erste Wurf kam damit gut zwei Wochen früher zur Welt als im Vorjahr (2024: 27. April, 2023: 15. Mai). In der Folge gestaltete sich das Zuchtjahr dann eher als durchschnittlich. Insgesamt konnten über die gesamte Saison 105 Nachkommen aus 13 Würfen hervorgebracht werden, davon fünf Würfe mit in der Summe 36 Jungtieren als Langgöns-Pohlheim-Kreuzung. Die durchschnittliche Jungtieranzahl pro Wurf erreichte mit 8,08 Jungtieren/Wurf wieder einen deutlich besseren Wert als im Vorjahr (Vergleich 2023: 6,67). Die Überlebensrate verbesserte sich insgesamt ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr auf zumindest wieder 80% (Vergleich 2023: 75%). Für die Kreuzung der Langgönser und Pohlheimer Feldhamster blieb die Überlebensrate jedoch weiterhin hinter den Erwartungen zurück und beläuft sich im Jahr 2024 auf nur 72%.

Die AG Feldhamsterschutz züchtete aufgrund der Erweiterung der Zuchtstation (Förderung des HMLU zur Schaffung von Haltungs- und Zuchtkapazitäten für den Feldhamster in Hessen) in diesem Jahr zudem erstmals nicht nur für die eigenen Auswilderungsprojekte, sondern etablierte zwei weitere Zuchtlinien. Hier ist zum einen die Zucht für Südhessen/Eschollbrücken anzuführen, zum anderen soll in den nächsten Jahren eine Erhaltungszuchtlinie für die Wetterauer Feldhamsterpopulationen („19 – Butzbach- Obermörlen“, „18 – Rockenberg-Bad Nauheim“, „20 – Wölfersheim-Dorheim“, „21 – Friedberg-Wöllstadt“) weiter aufgebaut werden. Im Rahmen der Datenauswertung konnten deutliche Unterschiede bei den erfolgreichen Verpaarungsraten festgestellt werden. Für die Zuchtlinie Langgöns/Pohlheim beläuft sich die Quote an erfolgreichen Verpaarungen bei 22,22%, für die Zuchtlinie Bergen-Enkheim liegt die Rate nur bei 15,38%. Für die Südhessenzucht konnten hingegen 44,44% erfolgreiche Verpaarungen erreicht werden. Auffällig ist hierbei, dass alle Zuchttiere für die südhessische Linie bereits in Haltung geboren wurden, wohingegen es sich bei den Feldhamstern für die anderen Zuchtlinien jeweils um Wildfänge handelte. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend in den nächsten Jahren weiter fortsetzt.

Speziell für den Zuchtstamm der Langgöns-Pohlheim-Linie im Jahr 2024 ist anzufügen, dass dieser sicherlich nicht optimal war. Neben den 3.4 neu gefangenen Tiere aus dem Herbst 2023 bestand der Stamm aus 3.3 Tieren, die bereits 2022 gefangen wurden. Diese Tiere waren entsprechend schon deutlich älter, was auch die Zuchtfähigkeit negativ beeinflussen kann. Darüber hinaus waren bereits zu Beginn der Saison 0.2 Tiere einseitig blind, „Jodie“/PH_013 aufgrund einer Verpaarungsverletzung aus 2023 sowie „Livie“/LG_010, welche während des Winters 2023/2024 aus ungeklärten Gründen erblindete. Ihre Zuchtfähigkeit war aufgrund genereller gesundheitlicher Beschwerden bis zu Beginn der Zuchtsaison fraglich. 

Foto: Manfred Sattler