Wir unterstützen die Wiederansiedlung der Luchse im deutsch-französischen Grenzgebiet. Dafür werden Luchse aus stabilen Populationen, wie es sie in der Schweiz und Slowenien gibt, gefangen und im Pfälzer Wald bzw. den Nordvogesen ausgewildert. Diese Maßnahmen geschehen Mitte 2020 und darüber berichten wir im Jubiläumsjournal 2021. Der Balkanluchs streift schon seit längerem durch den mazedonischen Mavrovo Nationalpark, das albanische Munella-Gebirge oder den Kosovo.
Die Gesamtzahl liegt bei ca. 50 Tieren, weswegen auch diese Population stabil gehalten bzw. aufgestockt werden muss. Eine solche Verstärkung kommt in Gestalt von Goru daher, der in den rumänischen Karpaten gefangen wurde und nun auf der Balkanroute ausgewildert wird. Stolz und glücklich sind die Mitarbeiter von „EuroNatur“ und die Artenschützer vor Ort, als Goru aus dem offenen Gehege mit großen Sprüngen im Wald verschwindet. Luchse sind echte Waldläufer, die Gebiete von mehreren Tausend Hektar benötigen. Sie sind Einzelgänger, die sich über Duftmarken und Lautäußerungen verständigen. Der Straßenverkehr und der Mensch sind die größte Bedrohung für die hübschen Pinselohren. Für die Zukunft der Raubkatze müssen die lokale Bevölkerung, Förster und Jäger mit im Boot sein, ähnlich der des Wolfes in Deutschland. „EuroNatur“ setzt genau dort an. Die Organisation unterstützt Grundlagenforschung, Auswilderungsprojekte, Luchsexpertise, Schaffung neuer Schutzgebiete und politische Lobbyarbeit bis in die EU.
An jeder Stelle werden die Menschen vor Ort gehört und mit einbezogen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Luchs in Mitteleuropa ganz verschwunden. Im Süden Sloweniens wurden durch Naturfreunde in den 1970er Jahren sechs Tiere freigelassen. Die ungestörten Wälder der nördlichen Dinariden sind ein perfekter Lebensraum. Leider verstarben viele Tiere frühzeitig an Herzfehlern oder waren unfruchtbar. Wildbiologen und Genetiker der Universität in Ljubljana führten dies auf den engen Genpool zurück; die genetische Vielfalt war zu stark eingeschränkt. Man benötigte Luchse aus anderen Regionen ohne Verwandtschaftsbezüge. So startete „EuroNatur“ mit anderen Partnern im Jahre 2017 das Projekt „LIFE Lynx“.
Bis 2024 sollen 14 Luchse aus den slowakischen und rumänischen Karpaten ins Dinarische Gebirge umgesiedelt werden. So war es wunderbar als im Februar 2019 die Luchskuder Goru und Doru in den östlichen Karpaten in die Kastenfallen liefen. Nach einer längeren Quarantänezeit konnten die beiden nun im Dinarischen Gebirge freigelassen werden. Zum Gelingen des Projekts geschieht Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung vor Ort, Schulung von Rangern und Jägern im monitoring der Tiere. Sollte sich die slowenisch-kroatische Population gut entwickeln, könnten abwandernde Luchse die Lücke zur Alpenpopulation schließen. Vor ca. 40 Jahren wurden Luchse in der Schweiz wieder angesiedelt und bilden eine stabile Population. Die Verschmelzung beider Luchsgruppen würde den genetischen Pool deutlich erweitern und wäre eine echte Überlebenschance für die schönen Samtpfoten.