Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ deckt mit ihrer Arbeit ein breites Spektrum ab. Aufklärung und Umweltbildung, konkrete Hilfe für Streuner und missbrauchte Wildtiere, tierärztliche Versorgung vor Ort weltweit, Aufklärung über den skrupellosen Welpenhandel, Einsatz gegen die Grausamkeit der Pelztierhaltung, das Betreiben der Wildtierstation „Tierart“ und das Großkatzenrefugium „Lionsrock“ in Südafrika u.v.m. Wir unterstützen seit Jahren den Versuch, das Elend der Straßentiere einzudämmen durch Überzeugungsarbeit und Kastrationen vor Ort. So sind die Mitarbeiter von „Vier Pfoten“ seit Beginn des Krieges in der Ukraine aktiv. In den Städten irren viele Hunde und Katzen auf der Suche nach Futter und Schutz ziellos durch die Straßen. In den Trümmern von Butscha, Kiew, Charkiw, Irpin und Mykolaiv gibt es nichts zu fressen. Sie werden eingefangen und in die nahegelegene Tierklinik gebracht. Pro Monat versorgt das Team der Streunerhilfe rund dreihundert Tiere. Sehr schlimm ist die Lage in Südostasien. Die Tiere werden von der Straße eingefangen und in Tierheime verbracht, die vor Streunern überquellen. Dort werden sie weder behandelt noch getötet. Viele leiden unter schlimmen Erkrankungen, wie Zeckenfieber, Blutparasiten etc. In den Megametropolen Indiens leiden die meisten Hunde und Katzen an Hunger. Der Ansatz von „Vier Pfoten“ ist in allen Ländern Südostasiens ähnlich. Kastration und medizinische Versorgung der Tiere, danach werden sie in ihr Revier zurückgebracht, Beratung der Behörden, dass diese die Streuner weder töten noch ins Heim bringen sollen, Schulung der Veterinäre und Aufklärung der Bevölkerung, dass sie ihre Heimtiere nicht weiterhin aussetzen.
Wir wurden auf „Vier Pfoten“ aufmerksam, da sich die Organisation seit Jahren um misshandelte Wildtiere, vor allem Bären, kümmert. Im ukrainischen Bärenwald Domazhyr leben dreißig Braunbären. Das Team von neunzehn Mitarbeitern hat trotz russischer Angriffe im März 2022 entschieden, bei den Bären zu bleiben. Sie hatten genug menschliches Leid in ihrem Bärenleben erfahren. Zum Glück hat sich die Lage stabilisiert, so dass der Park wieder Besucher empfangen kann. Besonders für die ukrainischen Kinder ist ein Ausflug zu den Bären eine willkommene Ablenkung. Eine ähnliche Oase ist das Bärenschutzzentrum Arosa, das 2018 eröffnet wurde und im Schweizer Kanton Graubünden liegt. Auf drei Hektar leben derzeit vier Bären. Amelia und Meimo waren dreizehn Jahre lang in einem Metallkäfig neben einem Restaurant in der albanischen Stadt Shkodra eingesperrt. Nach sich häufender Kritik der Gäste übergab der Besitzer die Bären 2019 an „Vier Pfoten.“ Nun können sie in der Natur herumstreifen, planschen und Winterruhe halten. Jamila und Sam verbrachten zwei Jahrzehnte in einem monotonen Betongraben eines nordmazedonischen Zoos. Im Mai 2022 holte „Vier Pfoten“ die Tiere aus ihrer tristen Umgebung ins Bärenland, wo sie das erste Mal Winterruhe halten können. Die Anlage bietet Felsen, Baumgruppen und Höhlen mit vielen Rückzugsmöglichkeiten. Als Besucher kann man die Tiere nur von einer Plattform aus beobachten.
In der Wildtierstation „Tierart“ in Maßweiler ist auch immer etwas los. Im Frühjahr 2022 kamen zwei verwaiste Eichhornbabys in die Station. Zwölf Mal müssen die vierzehn Tage alten Jungen am Tag gefüttert werden. Diese kommen blind, nackt, total hilflos auf die Welt. Die Mutter sorgt für ihren Schutz hoch oben im Baum, indem sie die Fressfeinde vertreibt. Fällt der Kobel – so heißt das Nest – vom Baum, müssen Menschen eingreifen. Sind die Kleinen schon mobil, laufen sie gezielt hinter Menschen her. Dann ist schnelle Hilfe vonnöten.
So auch bei den jungen eurasischen Luchsen Finya, Frey und Norig, die ihre Mütter durch Wilderei oder Verkehrsunfälle verloren haben. „Tierart“ hat seit letztem Sommer ein Luchsgehege, um verwaisten Jungtieren zu helfen. Diese werden ohne Kontakt zu den Pflegern versorgt, da sie wieder ausgewildert werden sollen. Die Scheu gegenüber dem Menschen muss bleiben. Insgesamt gibt es noch 180 erwachsene und 70 Jungtiere des eurasischen Luchses in Deutschland, der damit auf der Roten Liste steht. Ein wahrer Wirbelwind in der Station ist der gerettete Polarfuchs Wukk. Dieser lebte als Haustier bei einer Privatperson in Österreich in einem winzigen Käfig. Als die Behörden von der illegalen Haltung erfuhren, kam er zunächst in ein Tierheim vor Ort. Mit sieben Monaten konnte er dann in die Wildtierstation in Rheinland-Pfalz reisen. Dort rennt und spielt er in dem naturbelassenen Gehege und liebt es, in der Erde zu buddeln. So ist sein schneeweißes Fell matschbraun geworden. Diese Wildtierkriminalität ist in Europa leider noch sehr weit verbreitet, wie auch das Schicksal des Löwenjungen Nikola zeigt. Dieser war aus einer Privathaltung an der Adria geflohen und in einem verlassenen Keller in Montenegro gefunden worden. Er konnte noch rechtzeitig eingefangen werden, bevor er zu einer Gefahr für die Öffentlichkeit geworden wäre. Heute lebt er im Großkatzenschutzzentrum Felida in den Niederlanden. Privathaltung, kommerzielle Zucht und illegaler Handel mit Großkatzen ist in Südosteuropa ein riesen Problem. Leider haben die Behörden in der Vergangenheit eher weggeschaut, als den betroffenen Tieren zu helfen.