Die südostasiatische Insel Sumatra ist der Inbegriff für tropischen Regenwald. Sie steht für Baumriesen und Lianen, Orchideen und Fleischfressende Pflanzen. Hier leben Orang-Utans und Tiger, Hornvögel und Schlangen. Es gibt hohe Berge, Wasserfälle und Sümpfe. Menschen aus unterschiedlichen Volksgruppen und Kulturen sind hier beheimatet. Traurige Tatsache ist, dass der Tieflandregenwald fast verschwunden ist. Stattdessen herrschen Plantagen vor. Stundenlang fährt man durch eintönige Monokulturen, bevor sich endlich die mächtigen Wälder des Landesinnern am Horizont erheben. Nördlich des Tobasees, umgeben von Baumriesen und Lianen, hört man Insekten summen, einen Hornvogel rufen und, nicht weit entfernt, schrille Schreie einer Affenhorde. Plötzlich schwingt ein Orang-Utan mit seinem rotbraunen Fell von Ast zu Ast. Hier beginnt das einzigartige Leuser-Ökosystem. Es ist der einzige Ort auf der Erde, an dem die bedrohten Großsäuger Orang-Utan, Tiger, Elefant und Nashorn ihre letzte Zuflucht finden. Weiter im Inneren leben andere Gruppen: wilde Affen, Malaienbären, Hirsche und Wildschweine. Südlich des Tobasees liegt ein verwunschener Wald, der auch für Evolutionsbiologen interessant ist. Im Batang-Toru-Wald leben Tapanuli-Orang-Utans, die genetisch eine eigene Art darstellen. Sumatra ist bis heute ein Ort, an dem sich die Schönheit des tropischen Regenwalds mit allen Sinnen erleben lässt. Diese Orte sind ein Hoffnungsschimmer und Kraftquelle aller Schutzbemühungen. Unsere Orang-Utan-Patenschaft ist auch in Sumatra angesiedelt.
S t i f t u n g s p r o j e k t
Sumatra ``Insel der Hoffnung``
Manu Nationalpark Peru
Ein ähnlich faszinierender Ort ist der Manu Nationalpark in Peru. Es ist eine der artenreichsten Regionen der Erde, an dem sich vorwiegend Käfer, Schmetterlinge und Ameisen finden. Die Zahl der Insektenspezies geht in die Hunderttausende. 1320 Schmetterlingsarten kommen hier vor; in ganz Europa, vom Nordkap bis Gibraltar findet man lediglich 321. Ob im Grasland der Anden, in den Wolken-und Nebelwäldern oder im Dschungel des Tieflandes; in jedem Lebensraum ist Einmischung von Insekten möglich. Als Bestäuber, Recycler, Aasfresser und Kompostierer spielen Insekten eine zentrale Rolle in nahezu allen Ökosystemen an Land. Auf einem Quadratmeter Regenwald leben 50.000 unterschiedliche Insektenarten. Wenn Regenwaldschützer den Lebensraum von Primaten bewahren, erhalten sie zugleich das Habitat unzähliger Insekten.
ERHALT DES REGENWALDS
Warum ist das so wichtig?
Fast 400.000 Menschen haben eine Petition gegen das geplante EU-Mercosur-Abkommen unterschrieben. Hier soll eine riesige Freihandelszone zwischen Südamerika und Europa geschaffen werden, die wohl zu noch mehr Brandrodung und Abholzung des Regenwalds beiträgt. Für die ausgehandelten Verpflichtungen zum Umwelt-und Klimaschutz existieren keine verbindlichen und einklagbaren Sanktionsmechanismen. Die negativen Folgen für die Menschen in den Regenwaldregionen und für den Wald selbst sind bereits Realität. Es wird ein Wirtschaftsmodell unterstützt, das indigene Völker und die einheimische Bevölkerung ihrer Rechte beraubt. Durch in der EU verbotene Pestizide wird aus dem Regenwald eine riesige Monokultur für z.B. Soja. Gewinne konzentrieren sich in den Händen großer multinationaler Konzerne. Als Stiftung haben wir uns einer Petition gegen das Abkommen angeschlossen.
In unserem Stiftungsjournal von 2020 haben wir von David Boyd berichtet, der sich dafür einsetzt, der Natur verbriefte Rechte zuzugestehen, um ihre fortschreitende Zerstörung aufzuhalten. Zwei Länder haben dies nun umgesetzt: Ecuador und Uganda. Schon 2008 hat Ecuador die vollen Rechte der Natur in seiner Verfassung anerkannt. So wurden mehrere große Bergbauprojekte im Land verhindert. Zwei seltene und vom Aussterben bedrohte Froscharten trugen dazu bei, artenreiche Nebelwälder in der Region Intag zu erhalten. Um ein großes Kupfervorkommen abzubauen, sollten ganze Bergzüge weggesprengt, Flüsse umgeleitet und Dörfer eingeebnet werden. Um schon die Erkundungsarbeiten zu stoppen, haben lokale Umweltorganisationen beim lokalen Amtsgericht Schutz für die Frösche beantragt. Das im September gefällte Gerichtsurteil stellte erstmalig die Rechte der Natur vor die internationaler Bergbauunternehmen. Nun wurde von der Gegenseite Berufung eingelegt; dieses Urteil bleibt abzuwarten. Auch in Uganda hat sich etwas bewegt. 2019 wurden die Rechte der indigenen Bagungu in das Umweltgesetz aufgenommen. Daraufhin hat der Distrikt Buliisa Schritte unternommen, die traditionellen Rechte der Bevölkerung anzuerkennen mit der Aussage, dass ihre Lebensweise seit Menschengedenken auf Harmonie mit der Natur abziele. Die Berufung auf die neu anerkannten Rechte der Natur würde jetzt ganz handfest den Schutz heiliger Wälder und Feuchtgebiete via Gesetzbuch stärken. Mit der Verschmelzung der traditionellen Ordnung mit den Rechten der Natur ist Uganda Vorreiter in Afrika. Im Osten Brasiliens haben lokale Partner von „Rettet den Regenwald e.V.“ ein kleines Gebiet erworben und zu einem Naturreservat gemacht. Einst erstreckte sich über 3.000 Kilometer an der Küste entlang eine 1,3 Millionen Quadratkilometer umspannende Waldregion aus verschiedenen Ökosystemen – von den Tieflandregenwäldern bis zu den einzigartigen Araukarienwäldern im südlichen Bergland. Dort leben Wildkatzen, Ameisenbären, Nasen- und Wickelbären, Gürteltiere, Echsen, Papageien, Singvögel und die stark gefährdeten Goldkopflöwenäffchen. Durch Abholzungen und Raubbau wurde die Mata Atlantica zu einem Flickenteppich degradiert. Monokulturen aus Zuckerrohr, Kautschuk, Kakao, Soja und Eukalyptus für die Zellstoffndustrie, Rinderweiden und Städte breiten sich immer weiter aus. 12,4 % der ursprünglichen Waldfläche blieb erhalten; diese verteilt sich nun auf mehrere Hundert Naturparks und Reservate. Der verbliebene Atlantische Küstenwald ist einer der am stärksten bedrohten Tropenwälder der Erde und gehört gleichzeitig bis heute zu den Biodiversitätshotspots. Der Reichtum an Tier- und Pflanzenarten ist trotz schrumpfender Lebensräume noch da. Dies gilt vor allem für nur dort vorkommende Arten, wie das Kragenfaultier, Löwenäffchen und die Brasilkiefer. Um zu verhindern, dass sich die großen Agrarkonzerne und die Parzellen der Kleinbauern immer weiter in die Wälder fressen, wurde mit der Unterstützung von Rettet den Regenwald e.V. ein weiteres Gebiet nun unter Schutz gestellt. Wie auch in manchen Reservaten Afrikas, arbeiten hier ehemalige Jäger nun als Ranger und tragen durch ein umfangreiches Monitoring zum Schutz des Gebietes und seiner Bewohner bei. Additiv werden zerstörte Gebiete wieder aufgeforstet mit heimischen Arten aus der lokalen Baumschule. Wo dies gelingt, kehren die Tiere auch wieder zurück. Das sind wunderbare Entwicklungen, die wir weiterhin gerne unterstützen.