S t i f t u n g s p r o j e k t

OCEANCARE weltweit

OceanCare weltweit

Seit vielen Jahren unterstützt die Unsere Erde Stiftung die Organisation OceanCare, die sich den Schutz der Weltmeere und der Meeressäuger zur Aufgabe gemacht hat.

Nur wenigen ist bewusst, dass Pottwale im Mittelmeer leben. Es sind Tiere der Superlative, die bis 20 Meter lang und 50 Tonnen schwer werden, bis 3000 Meter tief tauchen und mit 9,5 Kilo das schwerste Gehirn aller Säugetiere haben. Die Wale haben im Mittelmeer aber einen schweren Stand: So müssen sie etwa immer mehr Schiffen ausweichen und unter Wasser wird es immer lauter.

Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO)

Für Finnwale und Pottwale endet die Kollision mit einem Frachter meist tödlich. Besonders häufig ereignen sich Zusammenstösse in wichtigen Walhabitaten wie dem Hellenischen Graben, im Ligurischen Meer, im Golf von León oder zwischen den Balearen und dem spanischen Festland. OceanCare forderte die IMO auf, in solch sensiblen Meeresgebieten Schiffsrouten zu verlegen und das Tempo der Schiffe zu reduzieren. Durch Senkung der Geschwindigkeit um nur 10 Prozent könnten rund die Hälfte der Kollisionen von Schiffen mit Walen vermieden werden.

Wal-Warnsystem «SaveMoby»

Seit 1997 erforscht das Pelagos Cetacean Research Institute (PCRI) im Hellenischen Graben Pottwale. Der langgezogene Unterwassercanyon ist die tiefste Region des Mittelmeers und beheimatet eine Pottwal-Population von rund 200 Tieren. Seit Forschungsbeginn sind hier bereits 40 Pottwale gestrandet. Mehr als die Hälfte wiesen Verletzungen durch Frachter auf, von denen etwa 30.000 jährlich den Lebensraum der Wale durchqueren. OceanCare und PCRI entwickeln mit europäischen Forschungsinstituten ein System, das Pottwale aufgrund ihrer Klick- laute ortet und Schiffskapitäne warnt, sobald die Tiere in der Nähe sind, damit sie den Kurs ändern und eine Kollision verhindern können.

Im Jahr 2020 tauchten diese an 42 Tagen während 308 Stunden und auf 3.196 Kilometern auf See nur dreimal auf – die geringste Sichtungszahl in 23 Jahren. Einmal waren es zwei, zweimal Gruppen von neun bzw. sieben Pottwalen, darunter Neugeborene und Jungtiere. Sie konnten mit Drohnen gefilmt werden. Positiv überraschten acht Sichtungen äußerst seltener Cuvier-Schnabelwale.

PCRI und OceanCare wollen erreichen, dass der Hellenische Graben besonders südlich von Kreta als Walhabitat unter Schutz gestellt wird. 2020 war PCRI diesbezüglich mit den griechischen Behörden in Kontakt. Zur Gefahr der Kollision von Schiffen mit Walen tauschte sich das griechische Umweltministerium in der Folge mit dem Ministerium für Seehandel aus. Solche Kontakte sind essenziell, auch weil das Ausbringen des Wal-Warnsystems «SaveMoby» in strategischen Meeresgebieten bewilligungspflichtig sein wird.

SCHUTZ

DER

WELTMEERE

Walschutz weltweit

Viele Walarten sind gefährdet. Wale verenden als Beifang, kollidieren mit Schiffen, finden zu wenig Nahrung, verhungern mit Mägen voller Plastik oder stranden nach extremen Schallereignissen. Trotz des seit 1986 geltenden Verbots für kommerziellen Walfang – der grössten Errungenschaft im Artenschutz – werden Wale auch weiterhin bejagt. Einige Staaten missachten den internationalen Beschluss seit Jahren konsequent.

Norwegen

Internationale Schutzbemühungen ignorierend, gab Norwegen im Jahr 2020 1.278 Wale zum Abschuss frei. Getötet wurden effektiv 503 Zwergwale. Das sind 74 Tiere mehr als im Vorjahr. Anders als etwa Island stufte Norwegen den Walfang unter COVID-19 als systemrelevant ein. Dies, obwohl die Nachfrage nach Walfleisch stetig sinkt und das defizitäre Geschäft subventioniert werden muss. 2020 wollten Norwegens Behörden die Erteilung von Walfangbewilligungen vereinfachen. Dagegen intervenierten OceanCare und Animal Welfare Institute gemeinsam mit weiteren internationalen Organisationen.

Zeitgleich mit dem Walfang beginnt in Norwegen ab April die touristische Saison. Reisenden wird dann vielerorts Zwergwalfleisch angeboten. Mit Partnerorganisationen appellierte OceanCare an Fluggesellschaften, Passagieren auf Norwegenflügen nahezulegen, auf Walfleischsnacks und Walsouvenirs zu verzichten. Begegnungen mit Walen sollen nur auf professionell geführten Beobachtungstouren stattfinden.

Island

Der Inselstaat genehmigte sich eine Fangquote von 209 Finnwalen und 217 Zwergwalen. Im April stieg das letzte Unternehmen, das Zwergwale tötete, aber aus dem Walfang aus, womit zumindest die Zwergwaljagd in Island Geschichte ist. OceanCare setzt sich im Rahmen der Internationalen Walfangkommission dafür ein, dass Island den Walfang grundsätzlich einstellt, und rückt die Tatsache in den Fokus, dass europäische Staaten weltweit am meisten Wale erlegen.

Japan

Bis November 2020 tötete Japan in seiner 200-Meilen-Zone 189 Brydewale und 25 Seiwale. Zusätzlich wurden 95 Zwergwale entlang der nordwestpazischen Küste erlegt. Weil die Zwergwale 2020 besonders schwierig zu finden waren, wurde deren Fang auf neue Regionen ausgeweitet, was sich negativ auf teils stark gefährdete Walpopulationen im Nordwestpazik auswirken kann. OceanCare unterstützte in Japan Organisationen, die sich für ein Ende des Walfangs im eigenen Land einsetzen, und ermöglichte eine Recherche hinsichtlich des Verkaufs von Wal- und Delphinfleisch entlang der japanischen Küste.

Mexiko

Mit nur noch einem Dutzend Individuen steht der Vaquita vor dem Aussterben. Der Schweinswal lebt im Golf von Kalifornien, wo Stellnetze der Fischer auch für ihn tödliche Fallen sind. Seit 1995 fördert OceanCare die Bemühungen des Wissenschaftsausschusses der Internationalen Walfangkommission (IWC), die Kleinwale zu schützen. Aber weder die IWC, noch zahlreiche Appelle an Mexikos Regierung oder die Arbeit innerhalb des Internationalen Komitees zur Erhaltung des Vaquita (CIRVA) konnten die Bedrohung des Vaquita durch menschliche Aktivitäten stoppen. 2020 machte OceanCare die IWC erneut eindringlich auf die kritische Situation zahlreicher Walarten aufmerksam und forderte deren konsequenten Schutz.

Haischutz weltweit

Seit 1970 gibt es in der Hochsee 71 Prozent weniger Haie und Rochen, drei Viertel der Arten sind mittlerweile bedroht. Und noch immer sterben pro Jahr weltweit mehr als 100 Millionen Haie. Sie verenden im Beifang von Fischereiflotten, werden aber auch gezielt bejagt. Die rasante Dezimierung der eleganten Raubfische hat für das marine Ökosystem gravierende Folgen, denn Haie sind essenziell für das Gleichgewicht der Meere. Sie fressen etwa kranke und schwache Tiere oder reduzieren in Korallenriffen die Feinde pflanzenfressender Arten, die Korallen frei von Algen halten. So sind etwa Riffe mit hohem Haivorkommen gesünder, widerstandsfähiger und artenreicher.

Marine Stewardship Council (MSC)

Das bekannte Nachhaltigkeitslabel Marine Stewardship Council (MSC) wird an immer mehr Fischereien vergeben, die auch überfischte und geschützte Meerestiere bejagen, hohen Beifang haben oder den Meeresboden zerstören. MSC zeichnet selbst Fischereien aus, die Haie finnen, lebenden Tieren also die Flossen abschneiden, und sie schwer verletzt und bewegungsunfähig ins Meer zurückwerfen. Als Teil der Allianz «Make Stewardship Count» kritisiert OceanCare diese Zertifizierungspraxis und die damit verbundene Irreführung der Konsumentinnen und Konsumenten. In Konsultationen wies die Allianz MSC-Vertreter auf die artenschutzwidrige Praxis des Hai-Finning hin und forderte eine Überarbeitung der Vergabepraxis des Labels. Eine Auflage, dass nur intakte Haie, also Tiere mit Flossen, angelandet werden dürfen, könnte tausenden Haien das Leben retten: Haiflossensuppe gilt in Asien als Delikatesse, Haifleisch hingegen hat einen geringen kommerziellen Wert. Positiv ist, dass MSC Informationen inzwischen transparenter macht und den Diskurs mit Interessengruppen zulässt. Bedenklich ist aber, dass kritisierte Praktiken nur unwesentlich verändert werden. Die Glaubwürdigkeit des MSC-Labels ist angeschlagen und die Allianz «Make Stewardship Count» sieht weiterhin grossen Handlungsbedarf.

Griechenland

Rund 60 Arten von Haien und Rochen leben in griechischen Gewässern, davon sind 25 geschützt. Die von OceanCare unterstützte Organisation iSea hat in der nördlichen Ägäis über Jahre hinweg vertrauensvolle Kontakte zu Fischern aufgebaut und untersucht deren Fänge. Sie dokumentiert, welche Haie und Rochen zu Beifang werden und will Wege finden, um dies zu verhindern. In 38 Fängen fanden sie 2020 vor allem Kleingefleckte Katzenhaie, Raurochen, Marmor-Zitterrochen, Fleckhaie und Pelagische Stechrochen. iSea sensibilisierte die Fischer für die Bedeutung von Haien und Rochen im marinen Ökosystem und half, bedrohte oder geschützte Tiere freizulassen. Einen Beitrag zum Artenschutz leistete iSea auch mit der Identifikation von Hai-Kinderstuben. Nördlich der Ägäis wurde ein für Kleingefleckte Katzenhaie und Marmor-Zitterrochen wichtiges Gebiet gefunden. Junge Graue Glatthaie wachsen in der Nähe des Hafens von Alexandroupoli auf. Ausgerechnet da werden die bedrohten Tiere gefangen. Weiter überprüft iSea die Herkunfts- und Artendeklaration von Haifleisch auf Märkten, um das Ausmass falscher Angaben und den Handel mit geschützten oder bedrohten Hai- und Rochenarten abzuschätzen.

Tunesien

Der Weisse Hai ist im Mittelmeer vom Aussterben bedroht. Geschützt wird er unter anderem durch das Regionale Fischereiabkommen für das Mittelmeer (GFCM). Im November 2020 wurden gemäss Informationen, die der griechischen Organisation iSea zugespielt wurden, in Tunesien wiederholt tote Weisse Haie angelandet. iSea und OceanCare forderten zusammen mit 33 weiteren Organisationen die rigorose Umsetzung beschlossener Schutzmassnahmen.

Venezuela

In Venezuela häufen sich Vorkommnisse, bei denen das Meer mit Öl verschmutzt wird. Im Naturschutzgebiet Los Roques, das mehr als 300 Inseln und Riffe umfasst, gingen so in den letzten Jahren 2 Quadratkilometer Mangrovenwald verloren. OceanCare unterstützt die venezolanische Partnerorga- nisation CIT bei der Wiederaufforstung der Pflanzen, die für den Klimaschutz wichtig sind und den Haien als Kinderstuben dienen. Auf Betreiben von CIT hat die venezolanische Regierung im Naturschutzgebiet zwei Mangroven-Baumschulen für das Aufforstungsprogramm bewilligt. Einheimische sammeln unter Anleitung der Organisation Saatgut, pflanzen Mangrovensetzlinge und überwachen ihr Wachstum. 2020 wurden auf einer Fläche von 1,2 Quadratkilometern 2.700 Mangroven geppfanzt. Eine beachtliche Leistung, zumal aufgrund der Treibstoffknappheit die Mobilität eingeschränkt und das Süsswasser für die Pflanzenproduktion knapp war. Im Mangrovenprojekt bindet CIT die lokale Bevölkerung ein und sensibilisiert diese für den Meeresschutz

Ecuador

Im Frühling 2020 wurden in Ecuador 26 Tonnen Haiflossen beschlagnahmt. OceanCare forderte die ecuadorianische Regierung gemeinsam mit internationalen Natur- und Tierschutzorganisationen auf, dieses Umweltverbrechen aufzuklären und die Haie vor illegaler Bejagung besser zu schützen.

Deutschland

Mit Partnerorganisationen wandte sich OceanCare an die Deutsche Lufthansa und bat um eine öffentliche Erklärung, dass alle der Lufthansa Group angeschlossenen Airlines auf den Transport von Haiflossen verzichten. Lufthansa bestätigte dies per E-Mail. OceanCare beteiligte sich auch an einem von 19 Organisationen unterzeichneten Appell an die deutsche Regierung. Sie soll sich im EU-Parlament für den wissenschaftlich empfohlenen Schutz des Kurzflossen-Makohais im Atlantik einsetzen.

Japan

Im Februar leistete OceanCare Widerstand, als bekannt wurde, dass das japanische Ibaraki Prefectural Orai Aquarium den Wildfang eines Walhais plante. Das Vorhaben wurde schlussendlich wegen der Kosten für den Bau eines neuen Tanks fallengelassen.